Warum heißt es Briefe an Niemanden. Ich habe mir überlegt, wem ich diese Zeilen widmen könnte, wollte meine Kontaktliste in meinem Handy durchgehen, bin sie in meinem Kopf durchgegangen, aber konnte niemanden finden. Niemanden, der wüsste was ich fühle, was ich will, was ich mir wünsche und was mir fehlt. Der auch für schlechte Wünsche mit dem Kopf nicken würde und mich nicht bei einem Wunsch sofort einweisen lässt. Der einzige Mensch der das versteht bin ich. Deshalb schreibe ich Niemandem.

Sonntag, 5. April 2015

#1 Ostern

Ich habe heute Eat Pray Love geschaut. Normalerweise ist das nicht ganz mein Genre, zu viel Frau, zu viel Liebe und zu viel Selbsttherapeuthisches Gerede. Aber in der Hauptfigur Liz sind so viele versteckte Wünsche versteckt, die ich auch habe, dass ich nicht ausschalten konnte. Ich bin nicht glücklich, obwohl ich keinen Grund hätte so zu empfinden. Ich habe eine Familie, die mich größtenteils unterstützt, bin gut aufgewachsen, von den meisten Menschen in meinem Umfeld werde ich gemocht, zumindest von allen die mir wichtig sind, außer von meiner Mutter, was aber ein anderes Thema ist. Ich habe viele Freunde, auf die ich mich verlassen kann und die mir den Rücken stärken, ich bin nicht hässlich und könnte viele Männer haben.

Und genau hier überall liegt das Problem. Es ist von allem etwas, aber nichts Ganzes. Zu viel könnte, würde und größtenteils, aber nie ein ist oder komplett. Und letztendlich liegt das alles nur an mir und dem Leben, das ich mir vorlüge zu haben. Ich mache nichts ganz, alles nur halb, lasse mich auf nichts komplett ein und erlaube es mir selbst nicht zu genießen und mich fallen zu lassen.

Stattdessen behalte ich die Kontrolle. Ich kotze mein Essen wieder aus, bis das Blut kommt, breche meine mehr schlecht als rechte Therapie ab und rede mir ein, dass man so auch sehr gut leben kann. Ich bin zu stolz den ersten Schritt zu machen und wieder Kontakt mit meiner Mutter aufzunehmen, weil ich nicht nachgeben kann. Nach außen bin ich immer das Fashion Girl, selbstbewusst, witzig, quirlig und aufgeschlossen, glücklich, intelligent, sehr ambitioniert und vor allem laut und lebenslustig. Ich will nicht sagen ich wäre nicht lebenslustig, will aber auch nicht verschweigen, dass ich schon oft dachte, es wäre schön wenn man sein Leben in der schönsten Sekunde einfach beenden würde. Ich habe zu viel um mich herum gebaut, als dass ich mich einfach treiben lassen könnte, ich kontrolliere zu viel unkontrolliertes, um es in die richtige Bahn zu lenken.

Wie schön es wäre, einfach nur raus zu gehen, ohne einen Gedanken daran verschwendet zu haben was man anzieht. Über das zu reden, was einen wirklich bewegt. Ich will über Literatur und Philosophie reden, Menschen zeige, dass in allem Schönheit steckt. Ich will geliebt werden, mich sicher und geborgen fühlen. Ich will zuhause sein, ankommen und einen Rückzugsort haben der mir Wärme und Freundlichkeit gibt. Und etwas machen, das mich glücklich macht, Leute mitreißen und bewegen, Freude geben und sehen, in den Augen meines Gegenübers. Mit Worten Welten bauen, Ängste niederreißen und dem verstoßenen eine Zuflucht bieten.

Ich will an all das glauben. So wie Liz.